Leitbild

Leitbild des City-Hof e.V.

Wem gehört die Stadt? Wer entscheidet über städtische Entwicklungen und wie kann die Stadt und das alltägliche Leben in ihr zukünftig aussehen? Wie kann eine Planung und Entwicklung der Städte erfolgen, die den Bedürfnissen und Interessen ihrer Bewohner_innen entspricht? Wie kann eine lebenswerte und bezahlbare Stadt ermöglicht werden, in der kulturelle Vielfalt sowie Freiräume für alternative Lebensentwürfe, Ideen und Visionen bestehen bleiben und in der das gesellschaftliche Zusammenleben im Vordergrund steht?

Mit dem City-Hof e.V. möchten wir einen Raum für alle Menschen bereitstellen, die sich in die Entwicklung der Stadt einbringen möchten – ob künstlerisch, kulturell, wissenschaftlich, politisch oder sozial. Wir, das sind eine Gruppe von unterschiedlichen Menschen mit verschiedenen Hintergründen, die das Interesse an einer lebenswerten und inklusiven Stadt vereint, in der jede/r seinen Platz findet, unabhängig von Geschlecht, Herkunft, Vermögen und Einstellung zum Leben. Wir verstehen die Stadt grundlegend als einen öffentlichen Ort, der von der Vielfalt aller Menschen profitiert. Gleichzeitig beobachten wir, wie Stadt einerseits als „Tor zur Welt“ vermarktet wird und andererseits Abschottung (nach außen) und Verdrängungen (von innen nach außen) entscheidende Faktoren der Stadtpolitik geworden sind. Aus dem Schatten der Sachzwangsrhetorik heraus, scheinen bloße Wirtschaftsinteressen die Stadt sowie das Leben in ihr zu beherrschen. Nach und nach werden alte Gebäude abgerissen, Freiflächen verkauft und neue Bauten hochgezogen, die als reine Kapitalanlage der Gewinnmaximierung einzelner und nur selten einer Bereicherung des Lebensumfelds aller dienen. Das Stadtbild wird zunehmend homogenisiert und soziokulturelle Freiräume gehen verloren. Es mangelt an bezahlbaren Wohnraum, während zahlreiche Büros leer stehen. An den Stellen, an denen eigentlich das öffentliche Leben stattfinden soll, etablieren sich privatisierte Räume, die beispielsweise einen Konsumzwang voraussetzen. Menschen, die als nicht ökonomisch-verwertbar betrachtet werden, oder die mit ihrer Anwesenheit das inszenierte Stadtbild stören, werden systematisch aus den scheinbar öffentlichen Räumen ausgeschlossen. Bewohner_innen werden von kommerziellen Interessen bedrängt und die Stadt gleicht einer Eventmaschine, die die vermeintlichen Interessen von Touristen den tatsächlichen ihrer Bewohner_innen bevorzugt. All das verändert nicht nur das Gesicht einer Stadt, sondern auch das alltägliche Leben in ihr. Wir erachten es als dringend notwendig, Mitsprache einzufordern und uns in die Entwicklungen der Stadt einzubringen, denn die Stadt gehört uns allen. Herzlich laden wir alle, die diese Stadt mitgestalten und sich für eine – aus Perspektive der Bewohner_innen – selbstbestimmtere und bedürfnisgerechtere Stadtentwicklung einsetzen wollen, ein, sich an unserem Verein und unserer Stadtarbeit zu beteiligen.

Der City-Hof e.V. will auf diese beschriebenen und andere Besorgnis erregenden Prozesse aufmerksam machen, sich diesen Themen diskursiv nähern und sich auf vielfältige Weise mit ihnen auseinandersetzen. Wir haben unseren Verein an einem Ort gegründet, der selbst – trotz Denkmalschutz und diverser Umnutzungsideen – vom Abriss bedroht ist. Mit dem Verein möchten wir diese konfliktgeladene Ausgangssituation aufgreifen und den City-Hof als symbolisches Denkmal in die Debatten und Kontroversen der Stadtentwicklung einschreiben. Anstelle der Initiierung einer projektbasierten Raumverteidigungskampagne, beansprucht der Verein eine übergreifende, vertiefende und verbindende Reflexion und die wissenschaftliche Erforschung von problematisierten Raum-Kultur-Verhältnissen. So soll es neben den Orten der Verhandlung stadt(-teil-)bezogener Anliegen, die insbesondere von Bürger_inneninitiativen formuliert und beansprucht werden, einen Ort geben, der zum Einen permanentes und unabhängiges Begleiten eben dieser spezifischen Forderungen an die Stadtpolitik ermöglicht und zum Anderen zum Ergründen der oftmals strukturellen Ursachen von jenen Problemsituationen stimuliert. Unser Verein widmet sich daher grundlegenden und aktuellen Herausforderungen und Fragestellungen der Kulturraum- und Stadtentwicklung und verfolgt die Absicht, aktiv an gesellschaftlichen und stadtentwicklungspolitischen Diskursen teilzuhaben. Zu diesem Zweck wollen wir eine öffentliche und soziokulturelle Infrastruktur bereitstellen, anhand derer in einem offenen Prozess konstruktive und inspirierende Dialoge entstehen, die wiederum kulturelle, wissenschaftliche und politische Aushandlungs- und Schaffensprozesse voranbringen sollen. Um Projekte umzusetzen und Orte des Austauschs zu produzieren, beansprucht der Verein Räume (u. a. für künstlerische und kulturelle Interventionen, Vermittlung von Stadt- und Baukultur, wissenschaftliche Debatten), die wiederum der Stadtöffentlichkeit zugänglich gemacht werden, in denen soziale und kulturelle Aktivitäten sowie die Zusammenarbeit zwischen Personen, Initiativen und Institutionen möglich sind. Durch das Experimentieren mit unterschiedlichen Formaten versucht der Verein vielfältige Schaffensprozesse zu initiieren. Nicht zuletzt versteht sich unser Verein als ein kritischer Begleiter städtischer Entwicklungen, der ein öffentliches Forum bereitstellen will, in dem konkrete Strategien, Handlungsräume und Aktionen entstehen können.